Interview mit:  Prof. Dr. Dr. CHRISTIAN ULRICHS zu Cube Circles

Leiter des Fachgebietes Urbane Ökophysiologie der Pflanzen an der Humboldt-Universität zu Berlin und Projektkoordinator Cubes Circle

F.: Das Forschungsprojekt CUBES Circle haben 2024 den Betrieb als Reallabor auf einem Gelände der Humboldt-Universität in Berlin-Dahlem aufgenommen. Welche ersten Erfahrungen haben Sie gesammelt? 

A.: Komplexe Systeme brauchen Zeit, um belastbare Daten zu produzieren. Der Prototyp unseres vernetzten Systems ist gerade erst in Betrieb gegangen und wir testen derzeit noch die Technologien der verschiedenen Produktionssysteme. Wenn diese eingespielt sind, wird sich der Kreislauf vollständig schließen. So basieren unsere Erfahrungswerte derzeit vor allem auf den drei Produktions-CUBES. Eine wesentliche Erkenntnis ist hier sicherlich, dass die saubere Definition der Schnittstellen zwischen unseren Produktions-CUBES aber auch standortabhängig in die Region zu den wichtigen Herausforderungen gehört. Solche Schnittstellen entscheiden nicht nur über die Nachhaltigkeit des Systems, sondern auch über dessen Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit.

F.: Cubes Circle hat sich zum Ziel gesetzt, eine regionale Versorgung mit Gemüse im städtischen Raum zu ermöglichen. Welche Produkte können angeboten werden?

A.: Unsere Anlage fokussiert in den ersten Jahren auf Gemüsekulturen zunächst die Tomate, im späteren Verlauf auch weitere Kulturen. Getestet haben wir in den vergangenen Monaten Erdbeere, Paprika, Sellerie, diverse Kräuter und Kohlsorten. In der Insektenproduktion arbeiten wir mit einem Modellorganismus, der noch nicht für die menschliche Ernährung zugelassen ist und nur als Proteinquelle für die Fische dient. Auch hier wird mittelfristig über weitere Arten nachgedacht. In der Fischproduktion produzieren wir den Afrikanischen Raubwels. Hier freue ich mich schon auf hervorragende Filets. 

Für diese High-Tech-Anlage sind digitale Programme erforderlich. Welche Berufsausbildung brauchen diese urbanen Landwirte? 

A.: Eine Ausbildung für solch komplexe, vernetzte Systeme gibt es noch nicht. Deshalb arbeiten bei uns noch Experten aus den verschiedenen Produktionsbereichen zusammen. Aber wir erarbeiten hier moderne digitale Werkzeuge, die eine spätere Steuerung ermöglichen. Ein klassisches Handbuch wird es für solche Systeme nicht mehr geben. Die Erfahrungen mit solchen Systemen integrieren wir in die Lehre an den fünf beteiligten Hochschulen.

F.: Wie reagieren ihre Kunden auf das neue Angebot?

A.:In der Industrie stoßen wir auf ein sehr gemischtes Interesse. Für einige Partner sind wir mit dem System noch zu weit in der Zukunft. Das liegt sicher auch daran, dass wir erst jetzt den Prototypen haben und noch nicht zeigen können, dass die Systeme funktionieren, dass wir die Nachhaltigkeitsversprechen auch einhalten und trotzdem wirtschaftlich sind. Hier erhoffe ich mir in den nächsten vier Jahren mehr positive Resonanz. Wir haben aber auch einen Partner, der in den nächsten Jahren konkret eine Umsetzung auf dem Gelände eines ehemaligen Logistikzentrums vorbereiten will. Hier zahlt es sich aus, dass wir bereits zu Projektbeginn kritischen Systemkomponenten wie der Energieversorgung einen hohen Stellenwert eingeräumt haben. Einzelne Technologien oder gar einzelne Produktionssysteme werden von der Industrie eher akzeptiert und auch hier gibt es zahlreiche Kooperationen. 

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