„Unsere Land- und Ernährungswirtschaft braucht ein Update“, erklärte Karin Guendel Gonzalez, GF Bayer CropScience Deutschland GmbH, in ihrer einleitenden Key Note auf der Bitkom-Konferenz in Berlin. „Auf immer weniger Fläche muss immer mehr produziert werden – aber ertragsschwache Böden erfordern einen radikalen Umbau hin zu einer regenerativen Landwirtschaft“, so Guendel Gonzales weiter. Deshalb sei die große Herausforderung, ergänzte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder, gemeinsam Cloud-Konzepte zu schaffen, um Daten für alle einheitlich zugänglich zu machen. Precision Farming sei nur mit Daten möglich, die auf allen Systemen – vom Satelliten bis zur digital gesteuerten Landmaschine – einfach verarbeitet werden können. Hier gäbe es noch einigen Abstimmungsbedarf.
Auch Bundesminister Cem Özdemir, BMEL, verwies auf die notwendige Anpassung und Transformation im Hinblick auf die Polykrisen Klima, Welthunger, Kriege und Nachhaltigkeit. Weniger Tiere in besserer Haltung, 30% Ökolandbau und die Reduzierung von Nährstoffverlusten seien probate Mittel. Auch der reduzierte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln durch digitale Anwendungen, zum Beispiel durch Drohnen, sei sinnvoll.
Eine Grundvoraussetzung für die Digitalisierung sei aber die Verfügbarkeit des Netzes. Denn nur wenn KI-Systeme Schäden in Echtzeit erkennen können, könne einer Schadensausbreitung vorgebeugt werden. Voraussetzung dafür sei aber, dass alle Landwirte an die Systeme angeschlossen sind.
Friedrich Eichler, CTO bei CNH Tractors, weist darauf hin, dass in 170 Ländern unterschiedliche Datenmanagementsysteme verwendet werden. Hier wäre eine Vereinheitlichung der Standards notwendig, um diese Systeme global und kostengünstiger verwalten und nutzen zu können. Dr. Thomas Schilling, BASF Digital Farming, unterstützt die Forderung, Systeme im Datenraum kompatibel verarbeiten zu können. „Wir müssen verschiedene Daten in die Flotten bringen: Ackerschlag Dateien, Bodendaten oder Mengenberechnungen.“
Prof. Dr. Engel Arkenau, UAbtl. 82 im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) machte Hoffnung, denn die ISO-Initiative zu diesen Standards sei in Arbeit. Das favorisierte System Gaia X umfasse mehr als nur die Landwirtschaft. Ziel sei die Interoperabilität, d.h. dass auch andere Bereiche wie Verwaltung oder Planung einbezogen werden.
Grundsätzlich gab es Zustimmung aus dem Fach-Publikum zur Datenerhebung und -bereitstellung, allerdings nur, wenn dadurch Bürokratie wegfalle. Das wäre ein Mehrwert für den Landwirt, so Stimmen aus dem Publikum. Und vielleicht kommt ja dann mal jemand auf die Idee, die von den Landwirten gelieferten Daten auch zu vergüten. Es wäre eine Überlegung wert, wie das funktionieren könnte.