Die niederländische Wageningen University & Research (WUR) hat Mitte Januar in Brüssel ihre im Herbst vergangenen Jahres angekündigte komplette Studie zu den Folgen der „Farm to Fork“-Strategie (F2F) vorgelegt. Unter dem Titel "Impact Assessment of EC 2030 Green Deal Targets for Sustainable Crop Production" werden spezifische Daten für die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugerländer der EU vorgestellt. CropLife Europe und CropLife International haben die Studie in Auftrag gegeben, die unter Einbeziehung anderer Akteure der Lebensmittelversorgungskette erstellt wurde.
Bis 2030 will die Europäische Kommission den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft halbieren. Auch der Einsatz von Düngemitteln soll nach den Plänen der EU reduziert werden. Die Maßnahmen sollen dem Klimawandel und dem Verlust der Artenvielfalt entgegenwirken. Eine wahrscheinliche Folge ist jedoch, dass die Erträge der landwirtschaftlichen Kulturen sinken werden. Eine geringere Produktion führt zu Preissteigerungen, zu weniger europäischen Exporten und zu mehr Importen von Agrarprodukten aus dem außereuropäischen Ausland.
Laut Johan Bremmer, Forscher an der Wageningen University & Research, zeigt die Studie, dass die Umsetzung der F2F- und Green Deal Strategien negative Auswirkungen auf die Ernteerträge und die landwirtschaftliche Produktion hat: "Szenario 4 analysiert die kumulativen Auswirkungen mehrerer Farm-to-Fork-Ziele“, so die Ankündigung auf der WUR-Webseite. „Man denke an die Reduzierung des Pestizideinsatzes und die Vermeidung von Nährstoffverlusten. Dieses Szenario zeigt einen durchschnittlichen Produktionsrückgang von 10 bis 20 Prozent. Einige Kulturen sind stärker betroffen als andere. Das Produktionsvolumen kann um bis zu 30 Prozent zurückgehen, aber es gibt auch Kulturen, die kaum unter den Auswirkungen der F2F-Strategie leiden.“
Für Deutschland werden trotz erwarteter Anpassungen der Anbausysteme Produktionsrückgänge von 15 Prozent bei Weizen, Raps und Zuckerrüben sowie von 26 Prozent bei Hopfen geschätzt.
Ausgeglichen würden diese durch höhere Netto-Importmengen. „Diese Produktionsverlagerung ist gleichbedeutend mit einer Verlagerung der Umwelteffekte wie Biodiversitätsverluste oder Treibhausgas-Emissionen, aber nicht mit deren Reduktion“, kommentiert Frank Gemmer, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA), die Ergebnisse in Top Agrar „Eine echte Verbesserung kann nur über kluge und angepasste Einsparstrategien sowie durch Innovationen und den Einsatz neuer Technologien erreicht werden. Dafür braucht es klare politische und regulatorische Rahmenbedingungen, damit nachhaltige innovative Lösungen schnell in der Praxis ankommen und genutzt werden können."
Sarah Wiener, Abgeordnete im EU-Parlament für die Grünen, weist dies zurück. Sie sehe in der Studie "Versuche der Agrarindustrie und der Vereinigten Staaten, den Green Deal systematisch zu diffamieren", heißt es in Top Agrar.
Hier gehts zur Studie.