Sie betreiben auf Ihrem Hof zum Teil eine Kreislaufwirtschaft. Welche Rolle kann die Landwirtschaft künftig einnehmen, um den Ressourcenkreislauf von den Städten zurück auf das Land zu intensivieren?
Es gibt ja verschiedene Arten von Kreisläufen. Für mich als Landwirt werden Kreisläufe immer wichtiger, und ich muss erkennen, dass wir Kreisläufe in unserer Branche auch eine ganze Zeit vernachlässigt haben. Internationaler Rohstoffhandel ist richtig und wichtig, gerade auch für eine Industrienation wie Deutschland. Trotzdem ist dieser mit großen Nachteilen verbunden. Es geht darum, mehr Fairness im Vergleich Inland - Ausland von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu erreichen, und es geht natürlich auch um negative Umweltauswirkungen, wenn landwirtschaftliche Güter ex- oder importiert werden. Das heißt, es liegen große Chancen in regionalen Kreisläufen. Zum Beispiel innerbetriebliche Nährstoffkreisläufe, Futterkreisläufe, ja sogar regionale Energiekreisläufe sind denkbar. Und natürlich auch ein Kreislauf zwischen Stadt und Land. Daher sehe ich gute Chancen darin, diese Verbindungen zu den Menschen in der Stadt zu intensivieren, Landwirtschaft zu erklären und zu zeigen, wo kommen unsere Nahrungsmittel her und wie werden sie produziert.
Wie stehen Sie neuen Technologien wie Vertical Farming gegenüber? Sind sie Ihrer Meinung nach Modelle, die sich als Ergänzung zu traditioneller Landwirtschaft für Ihren Hof lohnen würden?
Aus meiner Sicht ist vieles für die Zukunft denkbar. Natürlich werden neben der klassischen landwirtschaftlichen Produktion auch neue Modelle entstehen, denn es wird uns die Wichtigkeit von gesunden Nahrungsmitteln immer mehr bewusst. Vertical Farming beschreibt eine Art Gewächshauskultur in oder an Gebäuden, wir sprechen auch von „Urban Agriculture“. Hier entstehen neue Märkte und auch Möglichkeiten für Startups und junge Investoren. Sowas kann ich nur unterstützen, und diese neue Art der Produktion kann die klassische Produktpalette der Landwirtschaft sehr gut ergänzen bzw. aufwerten. Ersetzen werden wir die flächige Landwirtschaft hoffentlich noch lange nicht, sonst verlieren viele landwirtschaftliche Betriebe ihre Daseinsberechtigung. Und es besteht natürlich immer die große Gefahr, dass große Konzerne sich der Nahrungsmittelproduktion annehmen und wir als Gesellschaft dann den Pluralismus in der Erzeugung verlieren und in Abhängigkeit geraten. Mir ist es enorm wichtig, dass die Wertschöpfungsketten der Nahrungsmittelproduktion vielseitig und heterogen bleiben und vielen Menschen, die darin arbeiten, ein Auskommen ermöglichen.
Jungbauern sind teilweise verunsichert, wie sich die Zukunft der Landwirtschaft entwickelt. Welche Empfehlung haben Sie, mit wem, wie und welche Prioritäten zu erarbeiten sind, um sich entscheiden zu können?
Ja, es sind gerade schwierige Zeiten, welche die Landwirtschaft durchschreitet. Einerseits leidet die junge Generation noch unter den eingefahrenen Pfaden der Vorgängergeneration, denen wir auch keine Schuld geben sollten, weil eben die Umstände sich so entwickelt haben. Andererseits ist es gerade schwierig, in Zeiten der Globalisierung und gesellschaftlicher Ansprüche, existenziell und auch gesellschaftlich auf die Beine zu kommen. Trotzdem glaube ich, sollten wir den Mut nicht verlieren, neue, nachhaltige Wege der Landwirtschaft einzuschlagen. Wir sollten die regionale Produktion vorantreiben und einen „Mehrwert“ für unsere nachhaltigen und regionalen Nahrungsmittel einfordern. Und hierzu ist es auch wichtig zu kommunizieren, die Gesellschaft mitzunehmen und Brücken zu bauen.