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2022-02-03

Editorial von Stephan Becker-Sonnenschein

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde des Global Food Summit,

wir freuen uns sehr, einen neuen Termin für den Global Food Summit ankündigen zu können, an dem wir auch live und persönlich in der Alten Kongresshalle in München zusammenkommen. Die Konferenz, am 7. und 8. Juni 2022, steht unter dem Motto: „Ambassadors of Bioeconomy“.

Als „Botschafter für Bioökonomie“ werden im Juni voraussichtlich wieder viele innovative Partnerländer an unserer Seite sein, Länder wie Griechenland, Brasilien, Israel, Peru und die Niederlande. Sie alle zeigen zukunftsweisende Forschungsprojekte und Beispiele, wie Bioökonomie den Anbau, die Herstellung und Verarbeitung von Ernährung verändern kann. Bioökonomie wird genutzt, um fortschrittliche Technologien nachhaltig zu gestalten.

Obgleich die Herausforderungen der neuen Technologien herkömmliche Landwirtschaft und Öko- oder Biolandwirtschaft gleichermaßen betreffen, schaut Deutschland weniger auf die Zukunfts-Chancen der Bioökonomie. Vielmehr verheddert es sich in retrograden Diskussionen, welche die Zukunftsdiskussion behindert.

In diesem Sinne verstehen wir auch den Global Food Summit als Botschafter der Bioökonomie. Die Zukunft der nachhaltigen Lebensmittelherstellung hat weltweit längst begonnen. Mittlerweile sind uns nicht nur China, Israel und die USA voraus, auch Lateinamerika und Afrika holen auf: beispielsweise durch die Nutzung innovativer Formen der Proteinherstellung durch Fermentierung oder mit dem Einsatz von Genome Editing. Denn es gilt nach wie vor, im Jahr 2030 ca. neun Milliarden Menschen zu ernähren. Die Herausforderung ist, dieses auch nachhaltig zu tun.

Dem müssen sich auch die neue Bundesregierung und die EU stellen.

Die Wissenschaft, der Handel und die Industrie sind da schon weiter als die Politik. Auch die Universitäten tun alles, das Thema Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln in ihre Curricula zu integrieren. So hat das Graduiertenkolleg „Nachhaltige Lebensmittelsysteme" seine Arbeit aufgenommen. Das, laut Webseite der Uni Göttingen, eine gemeinsame Initiative der Fakultäten für Agrarwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften der Universität Göttingen ist sowie dem International Food Policy Institute (IFPRI) in Washington und der KU Leuven in Belgien. Ein spannender Ansatz. 

Da stellt sich die Frage, wie wird Biotechnologie eigentlich in Deutschland von den Medien vermittelt? Diese Vermittlung ist notwendig, um Akzeptanz in der Zivilgesellschaft zu schaffen.

Aktuell passend dazu ist ein mahnender Artikel über Wissenschaftskommunikation:
Cameron J. English ist der Direktor für Biowissenschaften beim American Council on Science and Health. Er schreibt in einem Beitrag auf geneticliteracyproject.org: „… der Trend, die Wissenschaft als (Haltungs-)Journalismus darzustellen, muss umgekehrt werden, bevor die Wissenschaftsmedien den Rest ihrer schwindenden Glaubwürdigkeit in der breiten Öffentlichkeit verlieren“.

English empfiehlt vier Schritte, um Wissenschaftsjournalismus zu verbessern:

 1. „Schönwetter-Wissenschaftsjournalismus“ vermeiden, der auf einer grundlegenden ideologischen Agenda aufbaut und dem Diskurs „nicht opportuner Themen“ ausweicht. Dazu müssten sich Journalisten hinterfragen, ob sie einer Agenda folgen oder Wissenschaftsjournalismus betreiben.

2. Keine Schlussfolgerungen als unumstößlich benennen, solange nicht alle Fakten geprüft wurden. 

3. Ergebnisse nicht schwarz-weiß darstellen, sondern auf die Nuancen achten. 

4. Und nicht zuletzt: Vorsicht walten lassen mit der Forderung nach Zensur von „fake news“.  Nur zu schnell kann auch der reale wissenschaftliche Diskurs betroffen sein. 

Auf dem Global Food Summit 2022 in München wollen wir den interdisziplinären Diskurs voranbringen. Wir freuen uns darauf, alle - Wissenschaft, Medien, Politik und Unternehmen sowie Verbände - mit ganz unterschiedlichen Meinungen, Herangehensweisen und Agenden wieder persönlich begrüßen zu dürfen.


Ihr Stephan Becker-Sonnenschein