Von der Luft kann man nicht leben – weiß jedes Kind. Kann man doch, sagt Dr. Pasi Vainikka. Zusammen mit Dr. Juha-Pekka Pitkänen leitet Vainikka das 2017 gegründete finnische Startup Solar Foods Ltd. in Helsinki. Die beiden Wissenschaftler haben ein Verfahren entwickelt, bei dem - vereinfacht gesagt - Kohlendioxid aus der Luft abgeschieden und mit Hilfe von erneuerbaren Energien zu einem Protein-Pulver umgewandelt wird, das als Basis für die Herstellung von Nahrungsmitteln aller Art dient. Auf lange Sicht könnte dies, so Solar Foods, das Ende jeder herkömmlichen Landwirtschaft bedeuten, denn für die Produktion von Fleisch bräuchte man keine Viehzucht und für die Erzeugung von Getreide keine Ackerflächen mehr, sondern nur noch große Fermentierungsanlagen. Und statt mit immer intensiverer Agrarwirtschaft immer mehr Kohlendioxid zu erzeugen und damit das Weltklima aufzuheizen, würde der Klimakiller als Rohstoff genutzt und damit reduziert.
Solein heißt der Stoff, der dazu beitragen soll, die weitere Ausbeutung der Erde zu stoppen und die stetig wachsende Menschheit auch in 30 Jahren noch zu ernähren. Weitere Zutaten neben dem Kohlendioxid sind Wasserstoff-oxidierende Bakterien, etwas Wasser, Stickstoff, einige Mineralien sowie Solarstrom. Mit Hilfe des Solarstroms wird das Wasser aufgespalten. Mit dem Wasserstoff werden die Bakterien gefüttert. Die produzieren in einem Fermentationsprozess ein Mehl, das vom Aussehen und Geschmack her Weizenmehl ähnelt. Solein eben.
Solein besteht laut Solar Foods zu 65 bis 75 Prozent aus Eiweiß, zu 10 bis 20 Prozent aus Kohlenhydraten und zu jeweils 4 bis 10 Prozent aus Fett und Mineralien. Die erste Solarfood-Fabrik soll – die Zulassung durch die Europäische Union vorausgesetzt – 2021 die Arbeit aufnehmen und bis zu 50 Millionen Mahlzeiten pro Jahr produzieren. Schon für das Jahr 2023 prognostiziert Solar Foods einen möglichen Jahresumsatz von rund einer Milliarde Dollar.
Weitere Informationen unter solarfoods.fi
Lesen Sie dazu auch den Artikel im The Guardian
Bild: Solar Foods